Im Südquerhaus des Kölner Doms, hoch oben, fällt seit 2007 ein vom Kölner Künstler Gerhard Richter entworfenes Fenster, das sogenannte Richter-Fenster, ins Auge. Auf über 100 Quadratmetern vereint es exakt 11.263 Farbquadrate in 72 Farben: Diese sind nach dem Zufallsprinzip angeordnet und verursachen ein ganz besonderes Streulicht, je nachdem, wie die Sonne steht.

Abstrakte Kunst statt kirchliche Kunst

Anders als typische Kirchenfenster zeigt es kein kirchliches Motiv, sondern ist abstrakt. Aus einer Palette von über 800 Farben wählte Gerhard Richter 72 aus, die auch in den mittelalterlichen Fenstern des Kölner Doms und denen des 19. Jahrhunderts verwendet wurden. Die bunten Farbquadrate wurden anschließend mithilfe eines Zufallsgenerators angeordnet. Vorgegeben waren nur Wiederholungen und Spiegelungen, die Bahnen 1 und 3, 2 und 5 sowie 4 und 6 stehen in Harmonie zueinander.

Insgesamt entstand ein aus diesem Zusammenspiel von Zufall und Kalkül ein bunter Glasteppich, der sowohl farbenfroh als auch zurückhaltend ist, sodass das Innere des Doms bei einflutendem Tageslicht angenehm farbig leuchtet. Je nach Zeitpunkt ist der Einfall der Sonne unterschiedlich – die Farbwirkung ist enorm.

Heute ein Touristen-Highlight

Trotzdem zog das für eine Kathedrale höchst ungewöhnliche Fenster zunächst Kritik auf sich. Es spiegele nicht den katholischen Glauben wieder und passe nicht in das Umfeld, so die Meinung vieler. Doch die Kölner Bürger gewöhnten sich nach dem Abebben der Diskussion schnell an ihr Richter-Fenster und wertschätzen, dass es weniger anregend, sondern eher ruhig wirkt und die Stille und Meditation unter den Besuchern des Doms fördert. Mittlerweile ist das Richter-Fenster ein wahrer Besuchermagnet.

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